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Boxenstopp in der Autogarage

sibyllesteger

Aktualisiert: 16. Juli 2024

Heulende Polizeisirenen, nervöse Leuchtreklamen und ein gefühltes Dutzend Selfie Sticks im Gesicht, das ist das unverwechselbare Bild, welches einen Tag für Tag in mitten des Time Squares erwartet. So faszinierend und lebendig die Stadt auch ist, so overloaded und hektisch kann sie plötzlich aber auch auf einen wirken. Die Heimatstadt des Empire State Buildings ist definitiv keine Stadt, die man nur einmal im Leben besucht. Aber irgendwann kommt wohl bei jedem New Yorker-Repeater die Sehnsucht nach einem ruhigen Plätzchen, fernab von den quirligen Strassen Manhattan’s auf. Wohin aber, wenn man den breiten Touristenmassen kurz für ein paar Stunden entfliehen möchte? In der Stadt, die niemals schläft, mir aber immer wieder grossen Hunger bereitet, habe ich da einen ganz besonderen Geheimtipp für euch ausgegraben:
 
Wenn ich euch nun einfach raten würde, bei einem 2. oder 3. Besuch von NYC Queens und Harlem mal zu erkunden, winkt ihr wohl mit einem müden Lächeln ab. Alles schon gesehen – alles schon gemacht. Was aber, wenn ich euch von einer Gegend berichten würde, die in ein paar Jahren wohl eine der angesagtesten Spots von Brooklyn sein könnte?
Dann sähe die Sache bestimmt schon etwas anders aus. Auch der New Yorker Stadtbezirk Brooklyn, verfügt mittlerweile über viele, bei Touristen bekannte, Zentren, welche für Shoppingausflüge dienlich sind. Meine kleine Entdeckung darin nennt sich jedoch „Williamsburg“. Das aufstrebende Inn-Viertel von Brooklyn ist ein ehemaliges Wohnquartier für Alternative. Mittlerweile sind die Mietpreise aufgrund der wachsenden Nachfrage der New Yorker nach Ruhe zum Teil jedoch schon höher als in Manhattan. Im Manhattaner Hotel nach einer Strassenkarte von Williamsburg zu fragen, ist zwecklos. Zu unbekannt bei Touristen und zu weit weg vom Broadway sei dieses Quartiert.. Dabei ist es praktisch mit der U-Bahn von genau da aus zu erreichen und somit ein gefundenes Fressen - im wahrsten Sinne des Wortes - für meine Berichterstattung.
 
Die Strassen rund um den Hot Spot „Bedford Avenue“ sind gesäumt mit roten Backsteinhäusern und ehemaligen Warenlagern, welche je länger je mehr zu stylischen Kaffees, Imbissen und trendigen Restaurants umfunktioniert werden. So staune ich nicht schlecht, als ich auf der Suche nach dem seit April 2015 eröffneten Lokals „Diviera Drive“ vor dem unscheinbaren Eingang einer Garage stehe. Wo um Himmels willen soll ich nun meinen Hunger stillen? „Genau hier!“, antwortet mein Magen. Wir treten in das eher atypische Restaurant ein und werden uns der einzelnen Räumlichkeiten der ehemaligen Autogarage erst mit der Zeit so richtig bewusst. So wird uns erklärt, dass die originalen Garagentore des Gebäudes nach wie vor vorhanden sind und im Sommer der Barbereich somit zu einer halboffenen Opensky-Bar umfunktioniert werden kann. Für die „Gfröhrli“ unter uns, bietet sich sowohl im Sommer wie auch im Winter der moderne Wintergarten an, von welchem aus man bei gutem Wetter auf das grosszügige Kiesgelände treten kann, um etwa einer der vielen Parties unter freiem Himmel beizuwohnen. Das trendige Restaurant ist nämlich nicht nur aufgrund seiner hervorragenden Küche, sondern auch für die coolsten Parties mit eigenem Mix des Geschäftsführers bekannt. Dieser besitzt als DJ mehrere Lokale im Big Apple und scheint ein gutes Händchen für sein Business zu haben. Lasst euch von der typisch amerikanisch gestalteten Webseite nicht beirren. Was einem im Innern dieses Lokals erwartet, hat definitiv den NY-Style! Mit seiner lockeren und zugleich modernen Atmosphäre, gehört dieses Lokal unumgänglich auf die Besuchsliste aller Gastro-Fans.
 
Unter der Leitung der Schweizer Geschäftsführerin mit italienischen Wurzeln ist klar, dass einen hier eine hammer-fluffige Pizza erwartet. Mit diesem „Background“ lässt es sich auch etwas besser erklären, weshalb man im Winterhalbjahr in einem amerikanischen Lokal wie diesem, plötzlich auf einen Raum im Stil eines klassischen Swiss Chalets stösst. Wer es mal ganz verrückt mag, von Heimweh geplagt oder einfach wieder mal den guten Schweizer Käse nebst Burger und Hot Dog sucht, gönnt sich hier im behaglichen Holzstübchen ein klassisches Schweizer Käsefondue. Es braucht gar nicht so viel Glück, die stets präsente Geschäftsführerin hier anzutreffen und sich von ihr, wieder einmal in gewohntem Dialekt, ihre spannende Geschichte erzählen zu lassen. So legt die junge Hotelfachfrau ihr Herzblut in dieses neue Projekt und arbeitet dabei hart, ohne es recht zu bemerken, an der Verwirklichung des vielseits gesuchten amerikanischen Traums. Für die Besucher bedeutet dies die Chance, die amerikanische Pizza einmal nicht als matschige, dicke Industrie-Variante, etwa wie aus der Pizza Hut Werbung, sondern eben in richtig hoher Qualität geniessen zu können. Obwohl die Karte natürlich noch manch anderes hergibt, entscheide ich mich für eine schlichte Pizza Margherita. Denn, eine richtig gute, einfache Margherita hinzubekommen, das will gelernt sein. Bereits beim ersten Bissen wird mir sofort klar, dass bei dieser Garage offenbar das Personal - zum Glück - ebenfalls ausgewechselt wurde. Nicht, dass ich per se einem Automechaniker keine solche Pizzakreationen zutrauen würde, aber hinter dieser deliziösen Tomatensauce, der Wahl für diesen cremigen Büffel-Mozzarella und den frischen, Riesen-Basilikum-Blättern vermutete ich dann doch ein speziell dafür trainiertes Händchen. Und auch der Top-Seller des Hauses schlechthin die „Pizza Breakfast“, mit allem drauf was der Ami für ein gutes Frühstück halt so braucht: Tomaten, Ei, Pilze, Parmesan und dem obligaten Speck, kommt einer SuperPlus-Tankfüllung gleich. Und so kurvt meine Begleitung den Rest des Nachmittags durch die Brooklyner Strassen, wie Bond’s Aston Martin um den Gardasee. - Vielleicht war es auch der süffige „Diviera Breeze“ oder das leckere, hausgemachte Focaccia-Brot dazu, welches für den nötigen Antrieb gesorgt hat. - Wie dem auch sei: Einige Zentimeter tiefergelegt, aber vollgetankt mit positiver Energie, verliessen wir wieder unsere Garage, bereit für die weitere Erkundung von Brooklyns Strassen.     
 
Update: mittlerweile dauerhaft geschlossen

 










 

 


 
 

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