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Die Schätze des Mittelmeeres Teil 1

sibyllesteger

Aktualisiert: 16. Juli 2024

Türkisblaues Wasser, feinsandige Strände und vorzügliches, mediterranes Essen. Das sind die Stichworte, die Sardinien über die italienischen Landesgrenzen hinaus so bekannt gemacht haben. Porto Cervo, der Treffpunkt für alles was einen Namen hat oder eben auch gerne einen hätte, gilt als unbestrittene Nummer 1 der High Society um sich die Wänze mit Hummer und edlem Kaviar vollzuschlagen. Wer aber den verdienten Platz Nummer 2 der kulinarischen Hochburgen auf der Insel für sich beanspruchen darf, darüber scheiden sich die Geister. Auch ich habe meine liebe Mühe mich für die Gegend um Olbia im Norden oder Cagliari, im Süden, eindeutig zu entscheiden. Daher will ich euch hier meine beiden Favoriten nicht vorenthalten. Entscheidet selbst!:
 
St. Remy – der verborgene Schatz im Untergrund
Das eigentliche Highlight der Stadt – so könnte man meinen – befindet sich oberhalb der mit Kopfstein gepflasterten Strassen Cagliaris. Zu Tausenden an Touristen strömen jährlich in die sympathische Altstadt mit den unzähligen, für Italien typischen, engen Gässchen.
Nicht aber für den Gourmet! Fast Widerwillens sich von den schmucken Altstadtgässchen mit den schmiedeisernen Balkonen zu trennen, folgt der Feinschmecker jedoch seiner Nase, wie das Schwein dem Trüffel. In einer unscheinbaren Seitengasse, tief im Untergrund verborgen, versteckt sich ein kleines Lokal mit grosser Küche.
 
Per Knopfdruck – als trete man in einen schicken Uhrenladen hinein – werden wir nach unserem Abstieg über die paar Stufen, eingelassen. Es scheint mir irgendwie „simpatico“, dass nicht alle Mitarbeiter ein lupenreines Englisch oder gar Deutsch sprechen. So fühlt man sich doch gleich noch etwas mehr in den Ferien. Nicht alle – aber einer, der Padrone des Hauses himself, er spricht natürlich beinah alle beiden Sprachen nahezu akzentfrei. Einen Besuch dieses Restis steht also auch den Sprachbanausen unter uns absolut nichts im Wege. Im Gegenteil, Touristen und Einheimische sind sich in diesem Punkt zum Glück auch ohne Worte einig: was auf den Teller kommt muss schmecken! Und das tut es auch. Das eingespielte und für sardische Verhältnisse aufmerksame Team bereichert definitiv den Abend.
 
Mein Blick schweift immer noch über die porösen Steine des gewölbten Kellerabteils, in welchem wir nun Platz gefunden haben, als meine Vorspeise auf halbem Weg zu mir einen Zwischenstopp einlegt... Fies. Echt fies. Da knurrt einem unsäglich der Magen, das leckere und knackige, sardische Brot, wurde bereits zwei Mal ersetzt und da steht es nun, auf einem extra hergerollten Tisch: Mein Rindscarpaccio mit Rucola und Parmesansplitter drüber. Ich überlege gerade ob ich samt meines mit rotem Leder bepolstertem Stuhl nun einfach diese paar Meter rüberrutschen und genüsslich meine Zähne in die hübsch angerichtete Vorspeise hacken soll, als meine Nase plötzlich eine neue Fährte aufnimmt. Die neue Geruchsnote lässt sich relativ schnell einem Verursacher zuordnen. So mieft die eben durch einen weiteren Gewölbegang eingetretene Kellnerin nicht im Geringsten, hält sie jedoch in ihrer Hand nicht nur eine Raffel, sondern auch den eigens für mich herausgeholten Trüffel. Ich staune nicht schlecht, als dieser dann gekonnt und nicht zu knapp frisch über meine Vorspeise geraffelt wird. Ein kleiner Show Effekt mit riesigem Geschmacks-Effekt. Als das Gericht dann nach dieser Zwischenstation auch noch die restlichen paar Meter an meinen Tisch geschafft hat, drohe ich vor Köstlichkeit schier überzuschnappen. Und auch mein Gegenüber, kann sich an seinem vorzüglichen Schwertfischtartar kaum stattsehen. Der eigentliche Burner dieses Abends – wenn man so will – ist das zwar völlig „unverburnte“ aber trotzdem mit einer einmaligen Bratkruste ummanteltes Beef Sirloin. Medium gegart und ein Gedicht! Wer braucht schon Saucen, wenn man so Fleisch zubereiten kann?! Bei jedem einzelnen Messerschnitt durch das einzig mit Salz gewürzten Rindsfleisch läuft einem buchstäblich das Wasser in Bächen im Munde zusammen. Dieses Zusammenspiel aus harter Schale und weichem Kern haben sich die Italiener doch irgendwie ihrer Flirtstrategie abgeguckt.. Wir sind ihren Künsten jedenfalls hoffnungslos ergeben.
 
Das schöne am italienischen Essen ist: Immer wenn du das Gefühl hast, noch leckerer kann es nicht werden, setzen die Italos – entschuldigung – Sarden, noch einen oben drauf. Das weltbekannte Tiramisu, wie es „nonna“ wohl nicht besser hinbekommen würden, wird hier natürlich erst kurz vor dem Servieren zurechtgerichtet und mit Schokopulver inkl. originellem Löffelabdruck bestäubt. Uns wird klar, dass man sich hier mit kleinen Finessen von A, wie „aufgefülltes Brotkörpchen“ bis Z wie „edel präsentierte Zuckervariation“ offenbar bei jedem Gang noch ein kleines Bisschen mehr von der Konkurrenz abzuheben vermag.
 

 






 
 

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