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Ein Restaurant zum "Mit-allen-Sinnen-geniessen"

sibyllesteger

Aktualisiert: 16. Juli 2024

„Unmöglich!“, fährt es aus meiner Kaffeekränzchen-Freundin heraus. „Im Luxusort St. Moritz mit normalem Budget eines 0815-Bürgers essen zu gehen..?“ „Doch, das gibt’s.“ erwidere ich mit einem selbstgefälligen Grinsen auf dem Gesicht. St Moritz: Der Ausgangspunkte für Schneesportler, Wander-Fans und alles, was eben so Rang und Namen hat. Und doch zieht es zwischen den vielen Pelzmänteln und sicher auch dem ein oder anderen gefälschten Saphir-Ring, Otto-Normal-Esser auch hier mal zum Auswärts-Essen-Gehen.
 
Wer seine Nase an den mehrfach gesicherten Schaufenstern platt drückt, hat jedoch keine Chance dieses schmucke Lokal zu finden. Einzig die grosszügige Fensterfront mit den kleinen Tischlämpchen im 1. Stock lässt vermuten, dass da oben die Gemütlichkeit zuhause sein könnte.
 
Bereits der Eingangsbereich mit den hölzernen Stufen und dem integrierten, indirekten Licht, lässt die warme Atmosphäre, die einem da oben erwartet erahnen. Kaum eingetreten, werden wir auch schon von der Gastgeberin persönlich empfangen. Ein wohlbekannter Duft von trockenem Holz steigt mir in die Nase und sofort macht sich ein „heimeliges“ Gefühlt in mir breit. Wir setzten uns an einen Vierertisch, an welchem auch schon die mit Korken eingekleideten Speisekarten auf uns warten. Der ganze Saal ist in ein warmes Licht getunkt und ich versuche zu eruieren, was „La Stalla“ (Der Stall) wohl anders macht als die meisten anderen. Mein Blick verfängt sich an den vielen mit Lieben platzierten Details, wie die säuberlich hergerichteten Fellkissen, den Hirschservietten und dem schönen Zusammenspiel von Naturmaterialien wie Holzdiele und einzelnen Steinwänden. Der Raum wird von stämmigen Holzbalken teilweise durchtrennt, so dass trotz des reichlichen Platzangebotes der Saal nicht wie eine Halle wirkt.
 
Gespannt öffne ich die Karte. Wer in diesem Ristorante aber Pizza sucht, der sucht vergeblich. Auf dem Speiseplan reihen sich die beliebtesten Bündner Spezialitäten aneinander. Unverkennbar italienisch, werden wir dann auf charmante Weise vom blauäugigen Servicepersonal bedient. So blauäugig, dass die meisten Damen der Schöpfung wohl Mühe haben, den Blick von Azzurro wieder auf die Menükarte abzuwenden. Sanfte Hintergrundmusik ertönt in meinen Ohren (hier hat man wirklich an alles gedacht), als plötzlich noch drei unangemeldete Bekannte sich an unseren Tisch gesellen. Der „Schuppen“, im wahrsten Sinne des Wortes, ist pumpen voll und dennoch wird im Nu mit der südländischen Flexibilität unser 4er-Tisch zu einem 7er-Tisch ummöbliert.
 
Je tiefer die Nacht, umso mehr mausert sich der romantische, bündnerische Stall zu vielen geselligen Tafelrunden. Und obwohl ringsum mindestens fünf Käsefondues vor sich hinblubbern, scheint das viele Holz immer noch seinen angenehmen Duft zu versprühen und man riecht nicht, als wäre man in einen Käsetopf gefallen. Genüsslich beisse ich in mein Cotoletta Milanese (in unserer Region besser bekannt als einfaches Schnipo), welches „stall-würdig“ ein wahrer „Fladen“ ist. Auf Gemüse als Beilage wird hier auch (wohl zugunsten des Schnitzels, so denk’ ich mir) gänzlich verzichtet. Und das ist auch gut so. Denn, sind wir mal ehrlich; welcher Wiener-Schnitzel-Liebhaber bestellt schon sein Gericht aufgrund des Grünzeugs? Nach dem gelungenen Schlemmermahl lässt man den Abend am Besten in der Bar direkt unterhalb des Restaurants ausklingen. Hier lässt es sich im stimmigen Ambiente noch lange für einen gemeinsamen Schlummertrunk aushalten. Und wer weiss, vielleicht läuft einem da dann doch noch der ein oder andere Promi vor der Linse durch. „Cinque Stelle per La Stalla“, würde es da in der Werbung für diesen Abend wohl heissen.






 
 

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